Projektbericht

 Orgel 4.0

Orgelmusik und Orgelbau sind seit 2017 immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO. Der Orgelbau entwickelt sich auch heute noch stetig weiter. Moderne Orgelspieltische sind selbst bereits spezialisierte Computer. Unter dem Titel „Singen – Orgel 4.0“ kooperierte Axel Berndt mit Kirchenmusikdirektor Peter Ammer (Ev. Kirchengemeinde Nagold), um in einem breit angelegten thematischen Rahmen die Perspektiven, Chancen und Risiken von digitaler Technologie im Orgelbau, beim Orgelspiel und hier insbesondere für die Gesangsbegleitung und Gottesdienstgestaltung auszuloten und konstruktiv zu diskutieren. Bei guten Worten blieb es nicht. Die Orgeln der Nagolder Stadtkirche wurden auf den neusten technischen Stand gebracht, ihre Klänge wurden digitalisiert (gesamplet), und es entstanden grundlegende Software-Werkzeuge wie die MIDI Bridge und der Nagold-Hauptwerk-Konverter, welche die Interoperabilität zwischen Orgel und Computer erleichtern sowie spannende neue Möglichkeiten des Orgelspiels für Laien wie Profis eröffnen.

Axel Berndt bei der Demonstration seines Projekts

Projektbeteiligte

Axel Berndt

Projektstatus

Entwicklung

Wie und was?

Die Kommunikation zwischen Orgel und Computer geschieht über MIDI, das „Musical Instrument Digital Interface“, ein Standard, der musikalische Steuersignale definiert, um elektronische Musikinstrumente zu steuern. Sind die Trakturen einer Orgel elektrifiziert, ist es möglich, sie auch via MIDI anzusteuern. Auch die Orgelspieltische senden solche Steuersignale aus, typischer Weise direkt an die Orgel. Hier aber können wir einen Computer dazwischen schalten, der das menschliche Spiel auf vielfältige Weise bereichern kann.

Die MIDI Bridge

Die MIDI Bridge ist ein Übersetzer von MIDI-Steuersignalen. Diese Übersetzungen können einfach nur die Kommunikation mit der Orgel vereinfachen. Sie können aber auch völlig frei definiert und sehr kreativ verwendet werden. So lassen sich beliebige Mixturen definieren, automatische Akkordbegleitung, Transpositionen, die Töne frei vertauscht oder auf andere Manuale umgeleitet werden. Die Töne können Register ziehen. Wir können den Organistinnen und Organisten praktisch eine dritte Hand geben.

Der Nagold-Hauptwerk-Konverter

Der Nagold-Hauptwerk-Konverter macht es möglich dass Aufnahmen, die an der Stadtkirchenorgel gemacht werden und als MIDI-Dateien abgespeichert werden, im digitalen Replik dieser Orgel im Programm Hauptwerk wieder abzuspielen. Auch die umgekehrte Richtung ist möglich. So können Organistinnen und Organisten z.B. ihre Interpretationen am heimischen Spieltisch vorbereiten und auf die echte Orgel mitnehmen.

Das Arpeggiatorum

Arpeggiatorum ist ein höchst flexibler Arpeggiator, wie man ihn von Synthesizern kennt, der nun erstmals für das Orgelspiel zur Verfügung steht. Am 16.09.2023 konnten Besucher und Besucherinnen des Paderborner Doms im Rahmen der „Expedition Wissenschaft“ die großen Domorgeln selbst einmal mit Arpeggiatorum spielen. Am Abernd führte Domorganist Tobias Aehlig mehrere Improvisationen mit dem Arpeggiator konzertant auf.