Projektbericht

Musikwissenschaftliches Mark-Up mit dem mei-friend Editor

mei-friend ist die erste und derzeit einzige MEI-basierte Anwendung, die die Bearbeitung von Kodierungen moderner westeuropäischer Notation durch die enge Verknüpfung von Notenbild und XML-Code effizienter macht.

Projektbeteiligte

Anna Viktoria Katrin Plaksin

Dr. Mark Saccomano

Prof. Dr. Werner Goebl (Institut für musikalische Akustik – Wiener Klangstil (IWK), mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien)

Dr. David M. Weigl (Institut für musikalische Akustik – Wiener Klangstil (IWK), mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien)

Sophie Stremel, B.A.

Projektstatus

Finalisierung

Der mei-friend

Als einziges Musikkodierungsformat unterstützt MEI nativ nicht nur verschiedene Notationsarten, sondern auch feingranulare Querverweise – sowohl innerhalb eines Dokuments als auch zu anderen digitalen Objekten – sowie komplexes transkriptionsbezogenes und editorisches Markup. Gleichzeitig gibt es einen großen Bedarf an geeigneten, grafisch orientierten Werkzeugen, die eine leichtere und schnellere Bedienung ermöglichen. In diesem Projekt soll „mei-friend“ um Funktionen erweitert werden, die bei der Erzeugung und visuellen Überprüfung von Markup und Annotationen unterstützen können. Unser Ziel ist es, die Einstiegshürden in diesem Bereich zu verringern und damit die Verbreitung von MEI für interaktive und dynamische Musikressourcen zu fördern.

mei-friend ist ein Editor für MEI, der insbesondere die „letzte Meile“ des Musikkodierungsprozesses unterstützen und erleichtern soll. Bisher umfasst dies die Korrektur von Kodierungen, die durch Konvertierung aus anderen Formaten oder mithilfe optischer Musikerkennung erzeugt wurden.

Das Tool ist eine browserübergreifende Webanwendung, die keine zusätzliche Installation von Software erfordert. Es integriert den webbasierten Code-Editor CodeMirror und das Notensatz-Tool Verovio in einer benutzerfreundlichen grafischen Oberfläche. Diese ermöglicht eine miteinander verbundene Navigation und Bearbeitung der MEI-Kodierung, sowohl als XML als auch über die von Verovio gerenderte grafische Notation.

Vor allem bietet mei-friend zahlreiche Funktionen zur Vereinfachung der Arbeitsabläufe rund um MEI, darunter schemabasierte Code-Vervollständigung, GitHub-Integration, Tastaturkurzbefehle, eine einfach zu bedienende Schnittstelle zu den MEI-Richtlinien und ein Verzeichnis öffentlich lizenzierter MEI-Kodierungen.

Musikkodierung leicht gemacht in der Webanwendung

Die „letzte Meile“ im Umgang mit Partituren umfasst in musikwissenschaftlichen Arbeitsabläufen weit mehr: Neben der Erzeugung und Aufbereitung von Musikkodierungen ist deren Anreicherung mindestens ebenso wichtig. Gerade dem MEI-Format kommt im (musik-) wissenschaftlichen Nutzungskontext eine besondere Rolle zu. Als einziges Musikkodierungsformat unterstützt es nativ nicht nur verschiedene Notationsarten (neben der modernen westlichen Notation auch Neumen, Tabulaturen und Mensuralnotation), sondern auch feingranulare Querverweise – sowohl innerhalb eines Dokuments als auch zu anderen digitalen Objekten – sowie komplexes transkriptionsbezogenes und editorisches Markup. Zurzeit ist dieses Potenzial jedoch auf einen relativ kleinen Kreis von Expert:innen begrenzt, da es bisher an grafischen Werkzeugen und Benutzeroberflächen mangelt, die bei der Erzeugung und visuellen Überprüfung unterstützen könnten. Um diese Lücke zu schließen, soll das User-Interface von mei-friend erweitert werden. Es soll ermöglichen, einfach per Mausklick grafische Selektionen zu erstellen und darauf aufbauend sowohl mit editorischem Markup als auch mit Annotationen zu interagieren.



Funktionen und ziele


mei-friend soll die Erzeugung von Apparaten mit zusätzlichen Lesarten erleichtern, indem ausgewählte Passagen geklont und vereinfacht modifiziert werden können. Auch die nutzerfreundliche Erfassung von Quellen ist vorgesehen. Darüber hinaus soll das Auffinden und Verwalten von Markup optimiert werden. Zusätzlich streben wir die vereinfachte Anreicherung von MEI-Dokumenten mit partiturbezogenen Anmerkungen an. Dies soll sowohl durch dokumentinterne (Inline-)Annotationen mit <annot>-Elementen als auch durch sogenannte Standoff-Annotationen geschehen, die dem W3C empfohlenen Web Annotation Data Model folgen. Standoff-Annotationen sind besonders für Szenarien geeignet, in denen Kommentare zu einer gemeinsam genutzten und veröffentlichten MEI-Ressource von mehreren Benutzer:innen in unterschiedlichen Nutzungskontexten erstellt werden. Diese Annotationen können online in einem sogenannten Personal Online Datastore (POD) eines Solid-Servers gespeichert werden, um eine flexible und benutzerfreundliche Verwaltung zu ermöglichen (vgl. Weigl et al., „Read/Write Digital Libraries for Musicology“, DLfM 2020, https://doi.org/10.1145/3424911.3425519 ).




Förderung


Das Projekt wird im Rahmen des zweiten Forums „(Weiter-)Entwicklung der Research Tools & Data Services in NFDI4Culture“ von NFDI4Culture (DFG-Projektnummer 441958017) gefördert.

Links

mei-friend ist verfügbar unter: https://mei-friend.mdw.ac.at/

Mehr Informationen finden sich auf den Hilfe-Seiten unter https://mei-friend.github.io/.
Die Testversion von mei-friend ist verfügbar unter: https://testing.mei-friend.mdw.ac.at/

Veröffentlichung im Rahmen des Projektes:

Plaksin, A. (2023). Understanding the needs of music editors in a digital world. Adding support for editorial markup to the mei-friend editor. Proc. of the 10th Int. Conference on Digital Libraries for Musicology (DLfM’23), 40–48. https://doi.org/10.1145/3625135.3625149

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