Die ‘letzte Meile’ im Umgang mit Partituren umfasst in musikwissenschaftlichen Arbeitsabläufen aber weitaus mehr: Neben der Erzeugung und Aufbereitung von Musikkodierungen ist deren Anreicherung mindestens ebenso wichtig, weswegen auch gerade dem MEI-Format im (musik-)wissenschaftlichen Nutzungskontext eine besondere Rolle zukommt. Als einziges Musikkodierungsformat unterstützt es nativ nicht nur verschiedene Notationsarten (neben der modernen westlichen Notation auch Neumen, Tabulaturen und Mensuralnotation), sondern auch feingranulare Querverweise – sowohl innerhalb eines Dokuments als auch zu anderen digitalen Objekten – sowie komplexes transkriptionsbezogenes und editorisches Markup. Zurzeit ist dieses Potenzial leider auf einen relativ kleinen Kreis von Expert*innen begrenzt, da es bisher an graphischen Werkzeugen und Benutzeroberflächen mangelt, die bei der Erzeugung und visuellen Überprüfung assistieren könnten. Um diese Lücke zu schließen, soll das User-Interface von mei-friend erweitert werden, um einfach per Mausklick graphische Selektionen zu erstellen und darauf aufbauend sowohl mit editorischem Markup als auch Annotationen interagieren zu können.
Hierbei soll mei-friend die Erzeugung von Apparaten mit zusätzlichen Lesarten durch das Klonen und vereinfachte Modifizieren von ausgewählten Passagen und der nutzerfreundlichen Erfassung von Quellen ermöglichen. Außerdem soll das Auffinden und Verwalten von Markup erleichtert werden.
Zusätzlich streben wir die vereinfachte Anreicherung von MEI-Dokumenten mit Partitur-bezogenen Anmerkungen an, sowohl durch dokument-internen (Inline-)Annotationen mit <annot>-Elementen, als auch in der Form von dem W3C empfohlenen Web Annotation Data Model folgenden Standoff-Annotationen, die sich besonders für Szenarien eignen, in denen Kommentare zu einer gemeinsam genutzten und veröffentlichten MEI-Ressource von mehreren Benutzern:innen unterschiedlichen Nutzungskontexten erstellt werden. Diese Standoff-Annotationen können online in einem sogenannten Personal Online Datastore (POD) eines Solid-Servers abgelegt werden, um eine flexible und benutzer-gesteuerte Verwaltung der Annotationen niederschwellig zu ermöglichen (vgl. Weigl et al, “Read/Write Digital Libraries for Musicology”, DLfM 2020, https://doi.org/10.1145/3424911.3425519).
Das Projekt wird im Rahmen des zweiten Forums „(Weiter-)Entwicklung der Research Tools & Data Services in NFDI4Culture“ von NFDI4Culture (DFG-Projektnummer 441958017) gefördert.