Projektbericht

Der nächste Schritt in der Evolution des ECE

Der Konzeptfilm Electric Car Express erreicht ein neues Level. Wir haben uns weiter mit dem Konzept einer Eisenbahn mit E-Auto Ladegaragen auseinandergesetzt und den zugehörigen Film um zwei brandneue und überarbeitete Szenen ergänzt. Das Konzept ist jetzt noch anschaulicher und leichter zu verstehen als zuvor.

Wie plant man eigentlich einen animierten Konzeptfilm?

Um ein Konzept gestalterisch darstellen zu können, benötigt man einen genauen Plan und ein klares Verständnis von der abzubildenden Idee. Dieser Leitsatz begleitete das Projekt „Konzeptfilm ECE“ durch seine gesamte Produktionszeit. Von der grundlegenden Idee einer Bahn, welche Autos individuell einladen und elektrisch aufladen kann ausgehend wurden zunächst händische Designskizzen angefertigt, anhand welcher weitere Eigenschaften und Funktionen notiert wurden, welche am Fahrzeug dargestellt werden sollen. Diese Eigenschaften und Funktionen wurden dann in eine logische Nutzungsabfolge gebracht, in einem Skript festgehalten und dann mithilfe eines Storyboards bildlich visualisiert. Das Storyboard hilft dabei festzulegen, welche 3D-Modelle von Orten, Gegenständen und Personen überhaupt benötigt werden und stellt sicher, dass nur die Assets erstellt werden die tatsächlich für den Film benötigt werden. Parallel zur Erstellung des Storyboards wurden bereits erste grobe dazu passende 3D Modelle erstellt, um Größenverhältnisse und Einstellungen schon im 3D Programm zu erproben.

Und wie wird da jetzt ein Film draus?

Auf die Skizzen und die Planung folgt die Produktion. So wurde für jedes Fahrzeug, welches in dem Film vorkommt, ein eigenes Mesh entwickelt, welches dann mit einem virtuellen Skelett versehen wurde, damit Teile wie die Tore und Räder bewegt und animiert werden können. Eine überdimensionierte Batterieanzeige auf der Rückseite des Elektroautos hat zum Zweck, dem Zuschauer die Ladefunktion des ECE offensichtlich zu machen. Jedes noch so kleine Teil musste für den Film eigens angefertigt und modelliert werden. Dabei dienen oft reale Gegenstände als Referenz. Der Zug orientierte sich in seiner finalen Iteration an der Bauart eines zweistöckigen Regionalexpresses, das Auto basiert auf diversen elektrischen Kleinwägen, der Stecker des Autos ist einem realen Starkstromanschluss nachempfunden. Der Protagonist hingegen wurde nicht direkt modelliert, sondern hat den fotogrammetrischen Scan einer Person als Basis. Dieser, mit dem 3D Scanner des KreativInstitus erstellte, Charakter wurde nicht in seiner vollen Auflösung und Detailtiefe verwendet, da dies nicht zur angestrebten Ästhetik des Filmes passt. Stattdessen wurde die Textur durch ein minimalistisches weißes Material ersetzt und die Polygonauflösung des Modells stark reduziert. Das Modell wurde, wie die Fahrzeuge auch, um ein Skelett ergänzt und war damit einsatzbereit für die Filmproduktion.

Die Umgebungen, an denen der Film stattfindet, befanden sich in einem Stadium konstanter Überarbeitung. Zwei Bahnhöfe sollten als Schauplatz dienen. Der erste basierte in seinem Aufbau grob auf dem Bahnhof in Lemgo, der Zielbahnhof im Film orientierte sich zunächst an der Berliner Bahnhofshalle, da dies die Stadt war, wo der Film ursprünglich prämierte.

Die Kameras und Kamerafahrten konnten jetzt innerhalb der virtuellen Umgebung platziert werden. Basierend auf dem zuvor angefertigten Storyboard wurden Kamerawinkel gesetzt und teilweise anhand der realen (virtuellen) Bedingungen angepasst. Dann folgt die eigentliche Animationsarbeit, mit welcher das Projekt quasi zum Leben erweckt wird. Der Zug muss fahren, die Tore sich öffnen und die Charaktere sich dementsprechend auch bewegen. Das alles wird in kleinschrittiger Arbeit mit viel Geduld bewältigt. Pose für Pose, Bild für Bild, bis sich am Ende alles so bewegt wie es soll.

Letzte Anpassungen

Doch das war noch gar nicht das Ende der Produktion. Anhand von Feedback hat sich ergeben, dass für die Erzählstruktur eine andere Einleitung benötigt wird. Bisher fuhr das E-Auto in der Eröffnungsszene eine Kurve entlang, die direkt zum ersten Bahnhof führt. In der Überarbeitung wurde vor diese Szene eine weitere eingefügt, die an einem komplett neuen Ort spielt: dem Wohnhaus des Hauptcharakters. Es wird gezeigt, wie er sein Haus verlässt, sein Auto mit Gepäck belädt und losfährt. Diese Szene verankert die Handlung in der Realität und macht den gesamten Handlungsstrang nachvollziehbarer. Die Schlussszene musste auch noch einmal komplett überarbeitet werden. So soll der Ankunftsort nicht mehr an Berlin angelehnt sein, sondern sich mehr an Städten mittlerer Größe orientieren. Daher wurde die große Bahnhofshalle, die vier weiteren Bahnsteige und das berliner Stadtpanorama entfernt und durch eine ländlichere Bahnhofsumgebung ersetzt. Da die Animationsabläufe zu diesem Zeitpunkt bereits fertiggestellt waren, war es hierbei noch wichtig, dass die Teile in ihrer Anordnung und Form nicht zu sehr von dem zuvor erstelltem Set abweichen. Wenn du dich selbst von der neuen Version überzeugen möchtest, klick einfach das Video hier auf der Seite.

Dokumentation

Dieses Projekt war Bestandteil der Bachelorarbeit "Real und Realistisch: Wie vermittelt man animiert realistische Konzepte für potenzielle Innovationen im Technologiebereich so, dass sie verständlich und glaubwürdig wirken?". Innerhalb dieser Arbeit wurde der ECE-Film mit anderen Ansätzen aus dem Bereich der Fahrzeuginnovationsdarstellung in Aspekten wie z.B. visueller Gestaltung, Storytelling und technischer Darstellung verglichen und ausgearbeitet, welche Aspekte für einen derartigen Film sinnvoll sind. Wenn ihr mehr dazu erfahren wollt, könnt ihr die Arbeit über das Hochschulinterne ELSA Netzwerk einsehen und herunterladen.